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Keine Angst vorm Glück haben

Bei Licht betrachtet ist die Evolution nichts anderes als ein Reproduktionsfehler. Eine Ungenauigkeit in der DNA, eine Panne beim Kopieren. Doch diese Panne wurde zur Regel. Weil sie funktioniert hat. Weil sie die Lebewesen sogar besser gemacht hat. Unternehmen dulden in der Regel keine Fehler – es wird Leistung erwartet. Aber ist das auch gut so?

Wer an einen Autohersteller liefert, dem darf bei einer Million Versuche weniger als ein Fehler passieren. Das ist Druck. Doch die Gleichung „mehr Druck bringt mehr Leistung", die mag in der Hydraulik funktionieren, nicht aber bei der Arbeit mit Menschen. Wie also halte ich die Motivation hoch zum Wohle des ganzen Unternehmens?

Vermögen Mitarbeiter

Wenn ein Vorgesetzter sagt, dass die Mitarbeiter das größte Kapital seiner Firma seien, so klingt das schön. Doch ist es auch wahr? Fakt ist: In der Bilanz taucht das Asset Mitarbeiter höchstens dann auf, wenn es sich um einen Profi-Fußballverein handelt, bei dem die Transferrechte der Spieler berücksichtigt werden. Qualifikation, Wertschätzung oder Respekt sind nicht in Zahlen messbar und werden daher auch nicht im Jahresabschluss verbucht. Und bei vielen Unternehmen – insbesondere denen vom Kapitalmarkt – ist dieser das Maß aller Dinge.

Wahrscheinlich wäre es auch wenig hilfreich, wenn man die gesammelte Leistungskompetenz der Belegschaft in Euro und Cent umrechnen würde. Der Mitarbeiter möchte gar nicht auf diese Weise bewertet werden. Er wünscht sich faire Behandlung, einen sicheren Arbeitsplatz und eine angemessene Bezahlung. Der Arbeitgeber wiederum erwartet dafür zuverlässige Leistung und ein gutes Verhalten im Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten, Zulieferern und Kunden.

Bhutans Glücksmodell im Kapitalismus

Geld ist alles. Wenn man einem Mitarbeiter mehr bezahlt, so wird er sich zweifelsohne freuen. Doch irgendwann hört Geld auf, Auslöser für mehr Leistung oder höhere Motivation zu sein. „Kreativität triggere ich nicht per Belohnung, sondern aus dem inneren Antrieb“, sagt Dr. Rüdiger Fox. Der Unternehmensberater und Buchautor befasst sich mit dem Konzept der Gross Corporate Happiness. Dazu hat er das Glücksmodell aus Bhutan auf die Betriebswirtschaft übertragen. Denn: Selbst armen Ländern gelingt es, glückliche Völker zu haben. Geld kann also nicht der Grund dafür sein.

Laut Fox spielt die Selbstständigkeit der Mitarbeiter hierbei eine große Rolle. Autonomie ist wichtiger als Kontrolle. Fox stammt aus der Luft- und Raumfahrt. Er hat mehrere Unternehmen geleitet, meist als Sanierer. Zu dem Zeitpunkt, wo er geholt wurde, stand kein Geld für eine bessere Bezahlung zur Verfügung. Dennoch ist es ihm gelungen, die Leistung und vor allem die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen. „Die Autonomie hängt stark von Vertrauen ab“, sagt Fox. Seine Erfahrungen sagen: Es ist nicht notwendig, in einer Produktion drei Qualitätskontrollen einzubauen. Eine reicht. „Wir haben das mal gemacht und so 40 Prozent der Kosten gespart – und dabei die Qualität noch gesteigert.“ Ein Mitarbeiter in der Produktion wird genauer arbeiten, wenn ihm danach nicht noch drei andere auf die Finger schauen. Eigenständigkeit wird von den Mitarbeitern direkt belohnt.

Wertschätzung zeigen

Ebenso wichtig wie eine angemessene Bezahlung ist das Thema Gerechtigkeit. Dort, wo der Staat ein funktionierendes Gesundheitssystem braucht, benötigt ein Unternehmen die richtige Fürsorge. Und das nicht im medizinischen Sinn oder in Bezug auf Altenpflege, sondern im Sinne von Wertschätzung. Anerkennung und ehrliche Aufmerksamkeit, die man einem Mitarbeiter und seinen Anliegen widmet. Fragen Sie nicht, was ein Mitarbeiter für Sie, sondern was Sie für ihn tun können. Manchmal reicht schon ein nettes Wort. Oder die Möglichkeit, die Arbeitszeit oder sogar das Arbeitsumfeld selbst zu gestalten.

Man muss Mitarbeiter für das schätzen, was sie sind, rät Fox. Für das, was sie können. Kompetenzen anzuerkennen, ist ebenso wichtig wie die nötige Freiheit. Ein ausgebildeter Facharbeiter möchte nicht fürs Lochen, Abheften und Kopieren bezahlt werden. Und andersrum: Eine einfache Bürohilfe will nicht die Verantwortung für das Wohl der Firma tragen müssen.

Evolution nach vorne

Es ist nicht messbar, wozu eine Firma imstande wäre, wenn alle Mitarbeiter topmotiviert wären und nicht nur Dienst nach Vorschrift leisten oder gegen Bezahlung schlafwandeln würden. Doch Experten sind sich sicher: Die Differenz zwischen dem, was wir können, und dem, was wir leisten, ist immens. „Neben dem physischen gibt es auch einen psychologischen Arbeitsvertrag“, erläutert Rüdiger Fox. Und der funktioniert nicht über Geld, sondern nur über einen ehrlichen und respektvollen Umgang miteinander. Freiheiten lassen, Grenzen respektieren. Leistung fordern, Kompetenzen richtig einsetzen. Fehler erlauben, aus ihnen lernen und so besser werden. Angewandte Evolution quasi. Mehr ist es nicht. Bei Licht betrachtet.

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